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Financial Times Deutschland (Ausgabe vom 8. Juli)

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Abano
Rennbahn-Profi

Beiträge: 211



New PostErstellt: 08.07.05, 22:40  Betreff: Financial Times Deutschland (Ausgabe vom 8. Juli)  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Wettstreit der Amazonen

Beim Ladies Gold Cup in Berlin tritt am Wochenende die Elite des Trabrennsports an


„Frauen im Sulky sind noch schwerer zu ertragen, als Frauen am Steuer“ – so redete der ehemalige Geschäftsführers des Berliner Trabrenn-Vereins, Hans-Otto Stemper, über dieses Thema und demonstrierte damit, wie man(n) früher mit weiblichen Sportlern umging. Die wenigen Frauen, die sich mit ihren Pferden in die Rennen wagten, wurden belächelt und verspottet. Als einige Sulkyfahrerinnen 1993 auf die Idee kamen, eine Meisterschaft für Frauen auszutragen, hätte sie der besagte Funktionär am liebsten von der Bahn gejagt. Weil er glaubte, die Zuschauerränge würden mangels Desinteresse leer bleiben, gab er nur widerwillig seine Zustimmung zum ersten „Ladies Gold Cup“.

Die Amazonen mussten die Veranstaltung in Eigenregie organisieren. Doch genau das führte zum Erfolg. Denn die Zuschauer strömten wider Erwarten in Massen zum Wettkampf und so wurde der Funktionär stutzig. Wenig später ratterte der Umsatz rekordverdächtig durch die Totokassen und Stemper hatte seine Fehleinschätzung endgültig erkannt.

Schnell besorgte er Blumen und drückte sie Karin Walter-Mommert, die den Ladies Gold Cup zusammen mit zwei Freundinnen ins Leben gerufen hatte, bei der Siegerehrung als Dank in die Hand. Bei der Erinnerung daran muss die Amazone, die 1999 den Europameistertitel gewann, noch heute schmunzeln.

Inzwischen haben sich die Verhältnisse geändert, auch international: Dies hat vor allem die Schwedin Helen Johansson bewirkt. 1995 ging sie in Paris im Prix d’Amerique an den Start – dem wichtigsten Trabrennen der Welt. Als sie sich mit ihrer Wunderstute Ina Scot als zweite Frau in der damals 75-jährigen Geschichte dieses Klassikers in die Höhle des Löwen wagte, nahmen sie nur wenige Konkurrenten und kaum einer der wettenden Zuschauer ernst. Obwohl das Pferd der Amazone zuvor exzellentes Können bewiesen hatte, trat das Sulkygespann im Prix d’Amerique als krasser Außenseiter zur 28-fachen Quote an. Doch nach 2700 Metern war ihren 17 männlichen Konkurrenten das Lachen vergangen: Helen Johansson hatte mit der Stute Ina Scot in neuer Rekordzeit gesiegt. Dieser Triumph kam einem psychologischen Erdrutsch gleich: Seit diesem Tag ist der Schwedin zu Ehren ein mit 80 000 Euro dotiertes Rennen in Paris gewidmet.

Für die 15 Frauen, die morgen in Berlin beim Kampf um den Ladies Gold Cup, der deutschen Amazonenmeisterschaft, in vier Rennen gegeneinander antreten, ist die Situation in den letzten zehn Jahren daher erträglich geworden. Wenn die großen Rennställe und Gestüte ihre Fahrer für die Prüfungen benennen, bekommen die Frauen nun die gleiche Chance. Ihr Können wird nicht länger angezweifelt. Kein Wunder: Die 15 Cup-Amazonen gehören zum Besten, was der deutsche Trabrennsport zu bieten hat. Ihr bisher gewonnenes Preisgeld beläuft sich auf 5,5 Millionen Euro. Zusammengerechnet haben sie in 3 222 Rennen gesiegt. Und das auf sehr eigene Weise: Während sich viele Männer im Sulky aufführen wie römische Kampfwagenfahrer und ihre Traber unter dieser Anstrengung schnell zu schnaufen beginnen, dirigieren die Sportlerinnen ihre Pferde meist ruhig und ohne Imponiergehabe um die Bahn.

Das beste Beispiel dafür ist die Berlinerin Katharina Merz, eine der Favoriten für den Sieg beim Ladies Gold Cup. Während des Rennens scheint die 30-Jährige fast regungslos im Sulky zu sitzen und bis weit in den Einlauf hinein versteckt sie ihr Pferd in den hinteren Regionen des Feldes. Doch wenn der Zielpfosten naht, stößt sie urplötzlich nach vorne: In dieser Saison gewann die Amazone exakt 42 Prozent ihrer Starts und liegt damit vom Schnitt her in der Statistik sogar vor dem Ausnahmefahrer und zweimaligen Weltmeister Heinz Wewering auf dem ersten Platz.

An den ersten Sieg ihrer Sulkykarriere kann sie sich noch gut erinnern. Mit einem Traber namens Markus gelang ihr das. „Als ich den Braunen gesehen habe, war ich sofort in ihn verliebt“, sagt Katharina Merz. Beim Ladies Gold Cup wird ihr erster Sieger nicht mehr vor dem Sulky antreten – dafür ist er nun viel zu alt und dafür war auch nie gut genug. Aber das hat für Katharina keine Bedeutung. Denn in ihrer Beziehung zu diesem Pferd hat sich nichts geändert: Lange Jahre nach seinem letzten Rennen kümmert sie sich um ihn wie am ersten Tag.


[editiert: 08.07.05, 22:52 von Abano]
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Onestep
Rennbahn-Gott

Beiträge: 2343
Ort: Berlin



New PostErstellt: 08.07.05, 22:57  Betreff: Re: Financial Times Deutschland (Ausgabe vom 8. Juli)  drucken  weiterempfehlen

Klasse Bericht Herr Lingk!

Übrigens auch der in der "Regionlaen" von Tempelhof mit nettem Foto...


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Ubo Dragonkatja
Sulky-Putzer

Beiträge: 20
Ort: Berlin


New PostErstellt: 17.07.05, 12:21  Betreff:  Re: Financial Times Deutschland (Ausgabe vom 8. Juli)  drucken  weiterempfehlen

Ich schließe mich der Meinung an und stelle noch eine Frage.Warum gibt es so wenig Kommentare dazu?Es gibt anscheinend immer noch zuviele Hr.Stemper in dieser Welt!Mit einem Blumenstrauß ist er viel zu billig weg gekommen!!!

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