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FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) vom 3. Juni

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Abano
Rennbahn-Profi

Beiträge: 211



New PostErstellt: 03.06.05, 12:47  Betreff: FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) vom 3. Juni  drucken  weiterempfehlen

FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Ausgabe vom 3. Juni


Die drei Besten greifen in Berlin nach der Breeders Crown

Verbeeck, Johansson und Wewering: Unterschiedlicher könnten die Charaktere im Sulky nicht sein


BERLIN. Der Belgier Jos Verbeeck ist nicht gerade ein sehr zurückhaltender Mensch. „Wenn ein Gestütsbesitzer den Prix d’Amerique in Paris gewinnen will“, sagt der Sulkyfahrer, „dann soll er mich einfach rechtzeitig anrufen.“ Er lacht zwar dabei, aber eigentlich meint Verbeeck seine Äußerung ernst – und der Belgier besitzt in der Tat die Autorität dazu, solche Worte zu sagen. Denn der 48-Jährige hat das wichtigste Trabrennen der Welt, das mit einer Million Euro dotiert ist, bereits vier Mal gewonnen. Wenn Jos Verbeeck mit seinen Pferden auf den europäischen Bahnen an den Start geht, dann trifft er regelmäßig auf zwei Gegner, die von ihrer Art her völlig anders strukturiert sind – auf den Schweden Stig H. Johansson und den Deutschen Heinz Wewering.

Im Gegensatz zu dem quirligen Lebemann Verbeeck, der in den Pariser Bars gerne bis spät in die Nacht hinein feiert und nach einer Kneipentour mit anschließender Schlägerei auch schon einmal ein paar Tage im Gefängnis saß, gilt Johansson als der perfekte Gentleman des Trabersports. Es muss schon viel passieren, um den Skandinavier aus der Reserve zu locken. Seine eigene Leistung stellt der schweigsame Johansson stets in den Hintergrund. Selbst wenn der Schwede den Elitloppet, die bedeutendste europäische Meilenprüfung, in Stockholm gewinnt, dann lässt er die Siegesfeier vor 40 000 Fans wie eine Tortur über sich ergehen und kehrt lieber schnell zu seiner Ehefrau Karin und den Kindern Jenny und David zurück. Für den dritten im Bunde, den deutschen Dauerchampion Heinz Wewering , gilt dies nicht: Der zweimalige Weltmeister weiß nach einem Triumph durchaus ein Glas Wein zu schätzen. Doch Wewering ist vor allem für seinen unbändigen Fleiß bekannt: Während dem Sulkygenie Verbeeck die Siege sprichwörtlich wie im Schlaf zufallen und er morgens lange in den Federn liegt, dreht Heinz Wewering selbst nach einem Derbysieg früh um sieben schon wieder Trainingsrunden um die Bahn.

Drei Männer also, wie sie vom Charakter und Charisma her unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch haben alle drei etwas gemeinsam: Verbeeck, Johansson und Wewering verkörpern in einzigartiger Weise das Beste, was der Trabrennsport weltweit zu bieten hat. Zusammengerechnet kommen diese drei Könner auf kaum glaubliche 26 000 Siege im Sulky. Zusammen haben sie bisher rund 250 Millionen Euro Preisgeld mit ihren Pferden verdient. Am Wochenende treten die drei Giganten der Rennbahn auf der gleichen Piste gegeneinander an: Auf der Trabrennbahn Mariendorf am südlichen Stadtrand von Berlin. Dort wird am 7. August auch das Derby ausgetragen, aber angesichts dieser klangvollen Fahrernamen tritt das höchstdotierteste deutsche Trabrennen in der Bedeutung zurück. In den Annalen des Sulkysports muss man sehr weit zurückblättern und schon Idole wie Hänschen Frömming oder Charlie Mills bemühen, um den Stellenwert zu beschreiben, den die heute Abend beginnende dreitägige Veranstaltung mit den Wettkämpfen um die Breeders Crown besitzt.

Dabei handelt es sich um eine Rennserie, die vor allem in den Vereinigten Staaten über eine lange Tradition verfügt. In Deutschland wurde die Breeders Crown erst 1998 das erste Mal ausgetragen. Das Prinzip: In den einzelnen Prüfungen treten die Traber getrennt nach ihrem Alter gegeneinander an. So wird an jeden einzelnen Jahrgang eine eigene symbolische Krone vergeben, verbunden natürlich mit einer satten Prämie. Insgesamt wird bei dem Mariendorfer Meeting ein Preisgeld in Höhe von 550 000 Euro an die schnellsten Sulkygespanne verteilt. Gleich zum Auftakt kommt es zu einer Revanche für das Derby der letzten Saison. Der formschwache Hengst Ambassador As wird es mit seinem Steuermann Roland Hülskath recht schwer haben, den Titel zu verteidigen. Er trifft auf elf Gegner, die bei ihren Vorbereitungsrennen auf die Breeders Crown allesamt überzeugen konnten. Eine sehr offene Prüfung also, die damit das passende Motto für den weiteren Verlauf der Veranstaltung prägt. Denn auch am Samstag und am Sonntag sind rein von der Papierform her keine glasklaren Favoriten zu erkennen –sämtliche Rennen sind von der Qualität der Pferde her völlig ausgeglichen besetzt. Daher wird wohl weniger das Laufvermögen der edlen Vierbeiner, sondern viel eher die Leistung ihrer Fahrer am Ende das Zünglein an der Waage sein. Nur die richtige Taktik entscheidet. Die Frage nach ihren persönlichen Erwartungen und danach, ob sie auf der Ziellinie dann ganz vorne sind, beantworten der publikumsscheue Stig H. Johansson und der extrovertierte Jos Verbeeck aber wieder einmal völlig unterschiedlich. „Ich freue mich, nach langer Zeit in Berlin zu starten und glaube, ich bringe ganz ordentliche Pferde mit“, sagt Johansson fast schüchtern. Und Verbeeck entgegnet: „Ich komme doch nicht extra in die deutsche Hauptstadt, um anschließend mit leeren Taschen zurückzufliegen!“


(Kostenpflichtig abrufbar unter http://www.faz.net)


[editiert: 04.06.05, 01:30 von Abano]
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