MACMILLAN GEHT IN DEN RUHESTAND - GEDANKEN ZUM ABSCHIED...

Es war im Jahr 1996 – irgendein Renntag wie viele andere im Stall Hönemann: Wir hatten jede Menge zu tun und spannten unsere Starter fast in Rekordzeit an. In diesem Chaos vernahm ich plötzlich den erstaunten Ausruf einer Pfelgerin: „ Was ist den das für ein Tier, ein Reitpferd, ein Bauer, eine Tonne mit Beinen? Das kann doch unmöglich ein Traber sein!?“ Neugierig schaute ich in die Pferdebox….

Es war sofort um mich geschehen: Da stand er – MACMILLAN!!!

Groß, braun und ruhig stand er zwischen unseren Startern. Zugegeben, er hatte kein glänzendes Fell und am Umfang seines Bauches konnte man seinen Trainingszustand erahnen, aber hässlich war er nun wirklich nicht. Wie auch immer, ICH fand ihn toll. Klar, das ich den dicken Wal aus dem Trabernorden, dem der Linkskurs nicht sonderlich lag, in meine „Pflegefamilie“ aufnahm.

Da ich zu diesem Zeitpunkt nur Stuten pflegte und diese allesamt auf dem Mückendorfer Schwalbenhof untergebracht waren, stand „MAC“ von nun an täglich mit 8-9 Stuten auf der Weide. Er blühte zusehends auf und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit in einen nett anzuschauenden Kerl, auch wenn er nie richtig schlank wurde.

MAC fand nicht nur gefallen an Pinky´s Art zu trainieren, er entdeckte auch das Training unter dem Sattel für sich. Wir absolvierten viele schöne Trainingseinheiten im Mückendorfer Zauberwald.

Und MAC schien tatsächlich verzaubert worden zu sein, in seinem ersten Rennen unter Pinkys Namen sprang er und wurde nur 6ter. Aber danach schafften die beiden was, was nur Wenigen gelingt:

MACMILLAN gewann 15 Rennen hintereinander!!!

Ich erinnere, mich wie er einmal mit seinen Stuten wenige Stunden vor dem Start einen heimlichen Ausflug über die Felder von Mückendorf unternahm. Aber auch dieses kräftezehrende Abenteuer änderte nichts an seinem Run. MAC gewann, gewann und gewann…

Auch nachdem Vorlauf eines Karlshorster Standardrennens kehrte er als Sieger in den Gästestall zurück. – MAC hatte neben seiner „Linkskursabneigung“ zwei kleine Schwächen: Er lief seine Rennen gerne von der Spitze aus und gab dabei alles!

Das hört sich überhaupt nicht negativ an und es sind ja auch außerdordentlich gute Eigenschaften für ein Rennpferd. Diese stärken lassen aber auch erahnen, was MAC nicht mochte: Er „rollte das Feld nicht allzu gern von hinten auf“ und er kämpfte gern einmal wie ein Löwe, aber eben nicht unbedingt ein zweites Mal am selben Tag. –

Als Vorlaufsieger stand MAC natürlich als Finalteilnehmer fest. Und diesmal gab er auch im zweiten Lauf alles!

Viele Zuschauer waren davon überzeugt, das es zwei Sieger gibt, das Finale demnach als „totes Rennen“ entschieden wird. Leider deutete der Zielrichter das Zielfoto anders. Somit unterbrach „ANTONELLA DIAMANT“ die Siegesserie von MACMILLAN. Aber auch der zweite Platz war Grund genug zum Feiern.

Als ich eine Ausbildung bei der Berliner Polizei begann und nicht mehr genug Zeit für meine Stuten und MAC hatte, b „mein Dicker“ in Mückendorf.

Sein Erfolgsgeheimnis war längst gelöst: Solange er als Hahn im Korb auf der Koppel stand, steckte MAC auch härtere Trainingseinheiten und Starts gut weg. Und weil dies auch von seiner neuen Pflegerin beachtet wurde und er auch ihr Herz im Nu erobert hatte, gab es ein neues Superteam; weitere Siege und Bestzeiten folgten.

MAC, der schon längst alle Berliner Traberfans von seinem Talent überzeugt hatte (auch die damals so entsetzte Pflegerin ;-) gewann noch sehr viele Rennen…

Nachdem ich die „Hönemann-Traber“ eine Zeitlang aus den Augen verloren hatte, erfuhr ich im März 2003, das MACMILLAN verkauft werden soll.

Er war seid längerem wieder im Norden stationiert und hatte dort keine guten Leistungen mehr gezeigt.

Meine Finanzen ließen den Kauf des Veteranen nicht zu. Aber ich konnte einen Kollegen vom Kauf des mittlerweile in die Jahre gekommenen und nicht mehr ganz gesunden Rennpferdes überzeugen.

Im März 2003 zog MAC dann in neuem Besitz auf dem inzwischen zugelegten Mini-Bauernhof der Haubenreißer. Hier wurde er bei heftigem Schneetreiben von unseren Traberstuten begrüßt und freundlich aufgenommen. Die Wiedersehensfreude war auch bei mir groß, der Stutenschwarm hatte mich tatsächlich wiedererkannt.

MAC erwies sich als absolut pflegeleicht. Er stolzierte von morgens bis abends mit seinen Mädels auf der Koppel umher und wurde gelegentlich angespannt oder geritten. Seine beanspruchten Sehnen erholten sich nach und nach und als er sich Anfang April endlich von seinem Winterpelz getrennt hatte, fuhren wir mit ihm nach Karlshorst.

Dort meldeten sich MACMILLAN und Pinky auf Anhieb als Drittplatzierte zurück. Dieser Platzierung folgten weitere und der Crack konnte 11jährig noch sieben Rennen für sich entscheiden.

In diesem Jahr gelang es MAC nur noch selten, seine Trainingsleistungen im Rennen umzusetzen.

Auch wenn es schwer fällt, ihn aus dem aktiven Rennsport zu entlassen, verdient hat der alte Raufer es schon lange.

Und so absolvierte der langjährige Berliner Raufer, am 11.September 2004 seinen letzten Start. (Anm. Zu schade das ich diese Fahrt, wegen Krankheit, abgeben mußte)

MAC wird mit seinen Stuten zwar „alle Hände voll“ zu tun haben. Trotzdem glaube ich , das ihm sein regelmäßiges Training stets viel Freude bereitet hat. Deshalb wird er auch in Zukunft durch abwechslungsreiche Waldausflüge beschäftigt.

MACMILLAN war für seine Einsatzbereitschaft und umgängliche Art bei Profis und Amateuren gleichermaßen beliebt. Die meisten seiner Siege erzielte er mit seinen langjährigen Trainer Pinky, die Amateurfahren gewann er überwiegend mit seinem ehemaligen Besitzer M.Krismann.

MACMILLAN ging insgesamt 189 an den Start. Er gewann 80 Rennen und platzierte sich weitere 61 mal. Er hat einen Rekord von 1:13,2 – und verdiente über 127.000 Euro…

Der Text ist von Madeleine Haubenreißer, war ja auch im Kurier abgedruckt. Ich habe das, nach Rücksprache mit ihr, übernommen auch die Internet-Fan-Gemeinde an diesem doch für einige mit Sicherheit emotionalen Moment "dabei" zu sein.

Gestern wurde er im Winner-Circle nochmal gewürdigt...

Ich wünsche Dir lieber MAC, ein schönes Rentern dasein, hast es Dir verdient....

Gruß Markus Jasper

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