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willy1


New PostErstellt: 01.07.05, 06:52     Betreff: Die wahren Ursachen der Umsatzverluste

Einige bemerkenswerte Zitate aus dem Brief des Landtagsabgeordneten von Baden-Württemberg Ulrich Maurer vom 24.05.2005 an den SPD-Parteivorstand.
Liebe Genossinnen, liebe Genossen,
ich schreibe Euch diesen Brief in Wut und Verzweiflung.

Wer vertritt die Kassiererin bei Aldi und Lidl, wer vertritt die Ungelernten, wer vertritt die „falsch“ qualifizierten Akademikerinnen, wer vertritt die 800 € Rentner, wer vertritt die Empfänger sinkender Reallöhne, wer vertritt die Arbeitslosen, die am Ende ihres Berufslebens um ihre Beiträge betrogen werden, wer vertritt die Kinder ohne Markenklamotten?
Die derzeitige Antwort in dieser Republik heißt: Niemand vertritt sie!
Noch ertragen sie die Selbstbedienung der Machteliten, noch lauschen sie deren gegenseitigen Bezichtigungen, wer die größten Raub- und Spesenritter in den eigenen Reihen hat. Noch hören sie sich an dass es der Lauf der globalisierten Welt sei, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden, noch hören sie sich an, dass sie zu unproduktiv sind beim Arbeiten und bei den Kindern in die Welt setzen.
Wer hat Euch erlaubt Euch dem Meinungsmonopol des Neoliberalismus zu unterwerfen und das Land bei explodierenden Gewinnen der Exportindustrie in die Deflation zu führen?
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen heißt es in der Heiligen Schrift.
Also: Nach fünf Jahren Unterwerfung unter die Dogmen des Neoliberalismus sind die Reichen reicher die Armen ärmer die Alten mehr die Kinder weniger geworden. Die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau, die Staatsfinanzen ruiniert und hunderttausend kleiner mittelständischer Existenzen vernichtet.
Wer Glaubwürdigkeit erwerben will muss die eigenen Fehler eingestehen und korrigieren.
Und wer dazu nicht bereit ist muss gehen.

Tja, so spät erkennt man das eigene Scheitern in der Politik, „der Tanz ums goldene Kalb“, die freiwillige Unterwerfung unter die Dogmen des Neoliberalismus musste sich ja rächen!

Es gibt noch immer Stimmen im Traberlager, die meinen, was hat denn Politik schon mit Trabrennsport zu tun? Nur ganz Naive mögen denken: nichts, denen möchte ich einen denkwürdigen Artikel von Klaus Göntzsche nicht vorenthalten: Die wahren Ursachen der Umsatzverluste - Gefahren durch Internetwetten und Steueroasen zu spät erkannt - Fehleinschätzungen des Galopp-Dachverbands!

Es hat in der neuzeitlichen Geschichte des Derby-Meetings in Hamburg Phasen gegeben, da gehörte das Verkünden von Wettumsatzzahlen zu den Höhepunkten des Tages. Beim laufenden Derby-Meeting - heute wird der fünfte von sieben Tagen gestartet - werden die Umsatzzahlen schamhaft verschwiegen, denn im Vorjahresvergleich sind schon gewaltige 524 917,94 Euro weniger durch die Kassen geflossen. Eine wesentliche Veränderung ist für die kommenden Tage nicht zu erwarten.

Die Schuld daran trägt aber keineswegs der amtierende Vorstand des Hamburger Renn-Clubs, die Ursache liegt in einer fatalen Fehleinschätzung früherer Jahre beim Dachverband in Köln. Diese Ereignisse liegen knapp zehn Jahre zurück und fallen in die Ära von Winfried Engelbrecht-Bresges, heute hochdotierter und gefeierter Racing-Manager in Hongkong.
Im deutschen Galopprennsport lebten die Verantwortlichen eher sorglos vor sich hin. Alle waren verzweifelt bemüht, die "Außenwetten" zu forcieren, um die Umsätze zu erhöhen. Exakt darin sah man die geschäftliche Zukunft dieses Sports, dem nach dem Rennwett- und Lotteriegesetz von 1922 eigentlich das Wettmonopol zustand.

Während man an der Spitze des deutschen Galopprennsports letztlich auf die Buchmachergeschäfte als die Vertriebsschiene der Zukunft setzte, begann schleichend der Siegeszug des Internets und die von einzelnen Regierungspräsidien legalisierten Vermittlungen von Wetten in Steueroasen wie Malta, Gibraltar oder Isle of Man.

Der Umsatzrückgang beim Derby-Meeting ist nicht auf geringes Interesse am Galopprennsport oder erhöhten Drang zum Sparbuch zurückzuführen, sondern auf eine nicht mehr kontrollierbare Flut von Internet-Anbietern.
Sie nutzen das reizvolle Produkt Galopprennen, brauchen die Bilder von den Rennen, aber die Wetteinsätze werden oftmals hierzulande nicht versteuert.
Einzelne, im Wettgeschäft erfahrene Fachkräfte im Kölner Dachverband haben diese Entwicklung schon damals geahnt und auch gewarnt, erhört wurden sie nicht.
Ein bundesdeutscher Großversuch mit dem italienischen Wettanbieter Sisal scheiterte auch an der Sturheit der Behörden in der Amtszeit des Chefmanagers Christoph Berglar, der zumindest die Bedeutung der Telewette erkannte. Sein später kurzfristig aus dem Amt entfernter Nachfolger Detlef Meimann tat dies offenbar nicht. Jetzt jammern alle Vereine, und der durch 14 Derby-Meetings mit Verlusten gebeutelte Hamburger Renn-Club-Präsident Eugen-Andreas Wahler flehte die Medien fast an: "Der Wettumsatz ist nicht alles." Zum Diana-Meeting hat der Renn-Club einen Sponsorenvertrag mit Internetanbieter "pferdewetten.de" abgeschlossen, es gab immerhin gut 100 000 Euro in die Clubkasse.

Hamburg ist kein Einzelfall, auch andere Vereine haben sich längst mit ihrer eigentlichen Konkurrenz durch Sponsorenverträge verbandelt.
Der größte Fehler allerdings war die Aufgabe der umsatzstarken Telewette bei n-tv. Seitdem hat ein Existenz bedrohender Umsatz-Sinkflug eingesetzt.

Ein wenig Hoffnung macht ein neues Spieleinsatz-Gesetz. Es würde die Buchmacher wieder zur Steuerpflicht der Wetteinsätze verpflichten. Verbandspräsident Jochen Borchert: "Es ist beschlussfähig, wird aber erst nach den Neuwahlen im Bundestag beraten." Die Vereine hoffen auch auf den heutigen Tag. Denn seit heute müssten die Buchmacher nach den neuesten, nach jahrelangen Kämpfen endlich unterschriebenen Verträgen höhere Summen an die Vereine zahlen. Eigenartigerweise sind die von dort vermittelten Umsätze vom Zeitpunkt der Unterschriften an zurückgegangen.

Der Schiedsrichterskandal im deutschen Fußball hat dem Galopprennsport gleichfalls geschadet, weil es die Sportwetten noch bekannter gemacht hat. Eigentlich sind Sportwetten in Deutschland unverändert nicht erlaubt, aber die zuständigen Behörden haben zuletzt von Ladenschließungen abgesehen, weil man auf ein höchstrichterliches Urteil der Güteklasse Bosman wartet.

FAZIT: Die wahren Ursachen der Umsatzverluste im Galopprennsport sind völlig identisch mit denen im Trabrennsport!

Jetzt könnten wir auch auf den Plan treten und einen Brief an die Verantwortlichen schreiben:
Liebe Funktionäre, liebe Vertreter unseres Trabrennsports,
WIR schreiben Euch diesen Brief in Wut und Verzweiflung.
WER vertritt die Kassiererin bei den Wettkassen, WER vertritt die Ungelernten in den Pferdeställen, WER vertritt die 800 € Rennbahnarbeiter, WER vertritt die Empfänger sinkender Rennpreise, WER vertritt die Besitzer, die durch Insolvenzen einzelner Rennvereine um ihr Geld betrogen werden, WER vertritt JETZT die Besitzer, die noch immer hunderttausende Euros von maroden Rennvereine zu bekommen haben?
WER vertritt die Wetter, die jetzt auch für die Vereinsmiseren ihr Scherflein beitragen sollen?
WER vertritt die Züchter, die mangels zeitgerechter Bezahlung ihrer zustehenden Rechte, nicht mehr züchten wollen oder zwangsläufig es aufgeben müssen, da sie ihr eigenes Personal nicht mehr bezahlen können?

Die derzeitige Antwort würde wohl auch lauten: Niemand vertritt sie!
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen heißt es in der Heiligen Schrift.
Wer Glaubwürdigkeit erwerben will muss die eigenen Fehler eingestehen und korrigieren. Und wer dazu nicht bereit ist muss gehen.


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