Berliner Traberforum

Elki · Profizocker Beiträge: 86

Na das find ich ja mal ne interessante Diskussion.
Ich versuch mal, meinen Beitrag dazu zu leisten:
Ich bin also auch ein sogenannter Karlshorster.
Ich bin durch meinen rennbahnsüchtigen Vater im Alter von ca. 3 Jahren das erste Mal auf der Bahn gewesen, viele Sonnabendbesuche folgten. Ich bin eigentlich später nur noch mit, weil ich nach ein bis zwei Rennen mit meiner Mama ins Kino VORWÄRTS (Friede seiner Asche) durfte und wir danach meinen Papa wieder abgeholt haben. Rennbahn fand ich zu langweilig, weil zwischen den Rennen so lange Pausen waren.
Mein erstes Lieblingspferd war übrigens ROBERT, weil der so schön schwarz war....

Dann im Alter von ca. 11 Jahren traf ich eine Schulfreundin, die im Stall Japke geholfen hat, die nahm mich mit hinter die Kulissen.
Daraufhin war es um mich geschehen und in jeder freien Minute, am Wochenende, in den Ferien war ich nur noch im Stall.
Im Laufe der Jahre nahm meine Pferdebesessenheit immer mehr zu und die Rennbahn Karlshorst wurde mein zweites (oder erstes?) Zuhause.
Irgendwann kam die Wende und ich nach BM.
Wer BK mit seinen riesigen Flächen (damals war das noch so), der angrenzenden Wuhlheide und den vielen Koppeln und mehreren Trainingsbahnen jahrelang kennt, bekommt erst mal nen Schock beim Anblick von BM (jedenfalls war das bei mir so).
Ich hab nur gedacht: die armen Pferde, die hier täglich trainiert werden...
Und das denk ich heute übrigens erst recht, weil ja die Bahn noch viel kleiner geworden ist als damals.

Trotzdem bin ich renntags gern in BM, weil man eben soviele Leute trifft und das Feeling an einem Renntag schon was Besonderes ist.

An Veränderungen kann ich fast nur negative Seiten sehen: Ganz abgesehen von der wirtschaftlichen Lage des Sports, finde ich sehr traurig, dass es m.E. nicht mehr die Gemeinschaft von früher gibt.
Sei es nun BK oder BM, ich glaube, das hat sich auf beiden Bahnen geändert.
Bei uns war es früher so, dass wir uns alle nach den Rennen im Casino getroffen haben, da war`s immer brechend voll. Danach sind wir meistens noch ins Vorwärts, Bärenlaube oder woanders hin gezogen.
Oder wir haben die halbe Nacht noch vor den Ställen gesessen und gegrillt und gequatscht oder so.
Soweit ich weiß, war es in BM ähnlich.
(Mann mir kommen langsam die Trainen, wenn ich so an die alten Zeiten denke....)
Der letzte richtig traurige Moment war vor kurzem, als wir das letzte Mal in unserem Stall in Karlshorst (Stall Gläser) angespannt haben, der nun auch endgültig der Planierraupe zum Opfer fällt. Wieviele Stunden haben wir da mit Arbeitseinsätzen zugebracht, um es für Pferd und Mensch schöner zu gestalten???!!!! Da hängen soviele Erinnerungen dran. Wie muß es Trainern wie H. Japke, B. Klein u.a. gehen, deren Ställe jetzt Schuttberge sind?!
Wenn die Ställe und das Gelände erst alle weg sind, wird BK für mich wohl auch nicht mehr so heimatlich sein wie früher!
Ich denke, dass man sich deshalb als BK'er oder BM'er fühlt, je nachdem wo man groß geworden ist.
Wie das bei der "Nachwende-generation" aussieht, weiß ich nicht.

Und trotzdem ich also ein "Altkarlshorster" bin, hänge ich auch an BM, vielleicht nicht ganz so inbrüstig wie an BK.
Aber ich finde es traurig, wie noch soviele Jahre nach der Wende die Trabergemeinschaft in Berlin gespalten ist und das immer wieder gegeneinander gehackt wird (ich will mich da gar nichtmal unbedingt ausschließen, aber ich bemüh mich...)
Naja, nun erst mal genug davon: Danke Onestep für diese ergreifenden Momente in meinen Erinnerungen....

Viele Grüße an alle Mariendorfer und Karlshorster